Online-Audio-Monitor 2024
Der Online-Audio-Monitor (OAM) gibt jährlich Auskunft über die Nutzung von Webradio, Musik-Streaming und Podcasts und beleuchtet aktuelle Entwicklungen rund um Smart Speaker/TV sowie KI. Der OAM 2024 wurde am 12. September 2024 vorgestellt. Auf dieser Seite haben wir Ihnen die TOP 7-Ergebnisse zusammengefasst.
1. Die Online-Audio-Nutzung in Deutschland erreicht einen neuen Höchstwert
52 Millionen Personen ab 14 Jahren in Deutschland (nahezu drei Viertel der Bevölkerung) hören zumindest gelegentlich Online-Audio-Angebote – also Musikstreaming, Webradio, Podcasts oder Hörbücher. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Nutzung um drei Prozentpunkte gestiegen, dies entspricht einem Zuwachs von fünf Prozent der Nutzenden.
In der längeren Trendbetrachtung seit 2018 beläuft sich der Zuwachs auf 27 Prozent bzw. 11,1 Millionen Personen.
Nutzung Online-Audio-Angebote gesamt im Trend
2. Musikstreaming ist weiterhin das meistgenutzte Online-Audio-Format, Podcasts verzeichnen das größte Wachstum.
Alle Online-Audio-Formate werden mehr genutzt denn je. An erster Stelle steht nach wie vor Musikstreaming mit einem mindestens gelegentlichen Nutzeranteil von aktuell zwei Dritteln (66%; +6pp im Vergleich zum Vorjahr). Dahinter folgt Webradio mit 56 Prozent (+4pp). Die Nutzung von Podcasts/Radiosendungen zum Nachhören steigt deutlich: Gut ein Drittel bzw. fast 25 Millionen Personen ab 14 Jahren hören das Format mindestens selten. Das entspricht einem Zuwachs von 20 Prozent. Bei Hörbüchern bzw. Hörspielen steigt die Nutzung auf 27 Prozent (+3pp).
Nutzung Online-Audio-Angebote
3. Von Mood-Management über Inspiration bis Information: Die Nutzungsmotive für Online-Audio unterscheiden sich je nach Format
Online-Audio wird aus vielerlei Gründen gehört. Formatübergreifend ergeben sich aus Sicht der regelmäßigen Online-Audio-Nutzenden fünf Nutzungsdimensionen:
- Emotionaler Benefit: An erster Stelle stehen gefühlsgeleitete Nutzungsmotive. 84 Prozent der regelmäßigen Nutzenden hören Online-Audio, um ihre Stimmung zu heben, zu entspannen und Situationen aufzuwerten.
- Alltagsbindung: Für fast drei Viertel (73%) ist Online-Audio ein fester Bestandteil des Alltags. Es gehört einfach dazu, ohne würde etwas fehlen.
- Information: Zwei Drittel (67%) wollen sich mit Online-Audio über die Region, Deutschland und die Welt auf dem Laufenden halten und Hintergründe erfahren.
- Tipps/Inspiration: Ebenfalls zwei Dritteln (66%) dient Online-Audio als persönlicher Ratgeber und Inspirationsquelle für neue Themen und Musik.
- Sozialer Benefit: Für mehr als vier von zehn (44%) ist auch die soziale Interaktion ein weiteres Nutzungsmotiv: mitreden, sich in Gesellschaft und/oder mit Hosts/Moderierenden verbunden fühlen.
Je nach Format unterscheiden sich die TOP 3 Nutzungsmotive jedoch deutlich. Für den Großteil der regelmäßigen Online-Audio-Nutzenden dient vor allem Musikstreaming als Stimmungsregulator. Webradio behauptet sich in der digitalen Audiowelt bei Jung und Alt als wichtiges Informations- und Inspirationsmedium. Podcasts sind mit ihrer Themenvielfalt und -spezialisierung ein geschätztes Medium für die tiefergehende Auseinandersetzung mit einem Thema. Hörbücher werden in erster Linie zum Abschalten und Entspannen genutzt.
Top 3-Nutzungsmotive pro Format
Interessant in diesem Zusammenhang: Insbesondere bei den unter 30-Jährigen sind “Die Stimmung verbessern”, “sich im Alltag begleiten zu lassen” und “dem Gefühl des Nicht-Alleinseins entgegenzuwirken” formatübergreifend überdurchschnittlich ausgeprägte Motive für die Nutzung von Online-Audio, die vor allem durch Musikstreaming und Podcasts bedient werden. Je älter die Nutzenden sind, desto eher tritt das Informationsmotiv in den Vordergrund.
4. Online-Audio spielt in vielen Alltagssituationen zu Hause und außer Haus eine zunehmende Rolle
Nahezu alle regelmäßigen Nutzenden hören Online-Audio zu Hause (93%). Dabei steigt die Online-Audio-Nutzung in allen berücksichtigten Situationen, insbesondere beim Arbeiten für Schule/Ausbildung/Beruf (29%; +6pp), Essen (32%; +4pp) oder Einschlafen (23%; +4pp). Rund sieben Millionen hören Online-Audio zu Hause beim Gaming (15%). 85 Prozent der regelmäßigen Nutzenden hören Online-Audio außer Haus. Besonders beliebt ist das Hören außer Haus bei den unter 30-Jährigen (93%). Die „in-Car“-Nutzung bleibt mit 61 Prozent die häufigste Nutzungssituation außer Haus.
Nutzungssituationen zu Hause / außer Haus
5. Der Smart TV ist mittlerweile das zweitwichtigste Online-Audio-Abspielgerät nach dem Smartphone
Das Smartphone bleibt das mit Abstand am häufigsten genutzte Online-Audio-Gerät mit einem Nutzungsanteil von 83 Prozent der regelmäßigen Nutzenden. Der Smart TV belegt mittlerweile Platz 2: Vier von zehn regelmäßigen Nutzenden hören darüber Webradio und/oder Audio-on-Demand-Angebote. Mit einem erneuten Zuwachs gegenüber dem Vorjahr gewinnen zudem das Tablet (37%), WLAN-Radio (31%) sowie die Smartwatch (13%) an Relevanz.
Genutzte Geräte für Online-Audio gesamt
6. YouTube legt im Bereich Musikstreaming kräftig zu, Spotify bleibt die Nummer 1 bei Podcasts und Hörbüchern.
YouTube behauptet sich mit einem Zuwachs um 6 Prozentpunkte (auf 63%) als insgesamt führende Online-Audio-Plattform für Musikstreaming. Bei den unter 30-Jährigen bleibt Spotify der meistgenutzte Zugang für Musik (75% der Musikstreaming-Nutzenden). Bei Podcasts hält sich Spotify mit einem Nutzungsanteil von 53 Prozent stabil an der Spitze, gefolgt von YouTube (41%) und den Audiotheken und Webseiten der Radiosender (31%). Amazon Music verzeichnet einen Rückgang um 5 Prozentpunkte und positioniert sich damit auf Platz vier. Spotify (42%) und YouTube (35%) sind auch bei Hörbüchern die beliebtesten Zugänge. Hier kann sich Amazon mit Audible (29%) auf Platz drei vor den Audiotheken und Webseiten der Radiosender (21%) behaupten.
Top 3-genutzte Plattformen pro Online-Audio-Format
Musikstreaming (56%) und Webradio (52%) sind die am häufigsten genutzten Online-Audio-Formate im Auto (Podcasts/Radiosendungen zum Nachhören 16%, Hörbücher/-spiele 10%). 71 Prozent der Online-Audio-Nutzenden im Auto hören Radio auch „klassisch“ über UKW oder DAB+. Damit steht Radio über UKW/DAB+ auch bei Online-Audio-Nutzenden an erster Stelle.
7. Beim Einsatz generativer KI im Audio-Bereich zeigt sich Skepsis – aber auch Potenzial
Beim Thema Künstliche Intelligenz (KI) haben viele Online-Audio-Nutzende (45%) die Sorge nicht mehr zu erkennen, wer oder was hinter den Inhalten steckt. Sofern KI-generierte Inhalte als solche gekennzeichnet sind, hält sie die Mehrheit (55%) für vertretbar. Eine Kennzeichnungspflicht ist entsprechend von hoher Bedeutung.
Generell zeigt sich, dass die 14- bis 29-Jährigen dem Thema KI mit mehr Selbstverständlichkeit und Zuversicht begegnen als ältere Generationen. Beinahe die Hälfte der unter 30-Jährigen (44%) hatte nach eigener Ansicht (wahrscheinlich) bereits Berührung mit KI-Audio-Inhalten – etwa doppelt so viele wie in der Altersgruppe 50+ (23%).
Bezogen auf konkrete KI-generierte Audio-Inhalte überwiegt eine ablehnende Haltung: KI-generierte Infos/Nachrichten, moderierte Chartshows sowie komplette Radioprogramme sind für jeweils ein Drittel „überhaupt nicht in Ordnung”. Nur für jeweils rund ein Zehntel ist die KI-Unterstützung „voll und ganz in Ordnung”. Die künstliche Erzeugung von Stimmen bekannter Personen ist für die Hälfte ein No-Go (für 50% „überhaupt nicht in Ordnung”). Am größten ist die Akzeptanz für den unterstützenden KI-Einsatz bei Wetter- und Verkehrsinformationen, wobei 42 Prozent den Einsatz als „eher in Ordnung” oder „voll und ganz in Ordnung” bewerten (Top-2-Kategorien). Deutlich aufgeschlossener mit höheren Akzeptanzwerten zeigen sich die unter 30-Jährigen.
Akzeptanz von KI-generierten Audio-Inhalten
Über den Online-Audio-Monitor (OAM)
Der Online-Audio-Monitor (OAM) untersucht bevölkerungsrepräsentativ die Online-Audio-Nutzung der ab 14-Jährigen in Deutschland. Dafür wurden mittels eines Mixed Mode-Ansatzes (Computer Assisted Telephone Interviewing (CATI) sowie Computer Assisted Web Interviewing (CAWI)) im Zeitraum 29. April bis 28. Mai 2024 insgesamt 5759 Personen befragt.
Auftraggeber der von der mindline media GmbH durchgeführten Studie sind - neben der LFK - die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM), die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb), die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW), VAUNET – Verband Privater Medien und die Radio Marketing Service (RMS).
Thomas Rathgeb
Landesanstalt für Kommunikation
Leiter Abteilung Medienkompetenz, Jugendschutz und Forschung
Tel.: 0711 66991-52
E-Mail: t.rathgeb@lfk.de