Reichweitenuntersuchung 2023 zur Fernsehförderung nach § 47a LMedienG
Seit dem Jahr 2020 bietet der Landtag Baden-Württemberg mit dem § 47a LMedienG eine Fördermöglichkeit für betraute regionale Fernsehsender. Alle zwei Jahre erstellt die LFK im Auftrag des Staatsministeriums begleitend eine Reichweitenuntersuchung. Auf dieser Seite haben wir für Sie die wichtigsten Ergebnisse der Ausgabe 2023 zusammengefasst.
Regionale Fernsehangebote sind und waren seit langem in Baden-Württemberg eine wichtige Säule der privaten Rundfunklandschaft. Die LFK hat sieben Regionalgebiete ausgewiesen und nach einer Ausschreibung und Auswahl folgenden Sendern den Zuschlag erteilt:
- Region Nordbaden: Baden TV
- Region Südbaden: Baden TV Süd
- Region Kurpfalz bzw. Metropolregion Rhein-Neckar: Rhein-Neckar-Fernsehen (RNF)
- Region Heilbronn Franken: L-TV
- Region Stuttgart: RegioTV Stuttgart
- Region Schwaben: RegioTV Schwaben
- Bodenseeregion: Regio TV Bodensee
Die regionalen Fernsehsender erfüllen mit der lokal- und regionalbezogenen Berichterstattung einen wichtigen Auftrag innerhalb des Dualen Rundfunksystems in Baden-Württemberg, da sie ihren Fokus, anders als der SWR, der mit dem Dritten Programm immer das ganze Land im Blick haben muss, auf regionale Ereignisse legen können. Die Refinanzierung der Sender war allerdings von Beginn an eine schwierige Aufgabe. Anders als private Radios, die an nationalen Werbeerlösen partizipieren, ist Regionalfernsehen fast ausschließlich auf den regionalen Werbemarkt angewiesen. Die Produktion von Bewegtbild ist zudem sehr personalaufwändig und damit kostenintensiv.
Kreise und Fernsehsender im Erhebungsgebiet
Der Landtag hat auf die anhaltend schwierige Situation reagiert und im Jahre 2020 mit dem neu eingefügten § 47a LMedienG eine Fördermöglichkeit für betraute Regionalsender geschaffen. Durch die Förderung aus Haushaltsmitteln des Landes wird Unterstützung gewährt für die Herstellung eines werktäglichen Magazins, das regionales Geschehen, insbesondere aus den Bereichen Politik, Kultur, Wirtschaft und Soziales enthält. Die Förderung ist so ausgestaltet, dass die LFK als Erstempfänger die Mittel erhält und nach Prüfung und unter Abzug von Eigenkosten die Fördermittel an die betrauten Veranstalter ausschüttet. Für die Jahre 2022 und 2023 wurden jeweils Fördermittel in Höhe von 4,2 Mio. Euro im Haushalt des Landes Baden-Württemberg eingeplant. Mit der Aufnahme der Fördermöglichkeit hat das Land einen substanziellen Beitrag zum Erhalt und zur Qualitätssteigerung des regionalen Fernsehens in Baden-Württemberg geleistet.
Begleitend zur Förderung führt die LFK alle zwei Jahre eine Reichweitenstudie der sieben betrauten baden-württembergischen Fernsehsender durch. Die Untersuchung 2023 wurde im Zeitraum 2. Februar bis 25. März durch das Berliner Institut "House of Research" durchgeführt. Zur Erhebung der Daten wurden ca. 7000 Interviews (je 1000 in der sieben Verbreitungsgebiete) mittels eines Hybriden Stichprobendesigns (Festnetz-, Mobilfunk- & Online-Interviews) geführt.
Entwicklung der TV-Empfangsarten
Die Bewegtbildlandschaft hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Neben der seit längerem bestehenden Konkurrenz durch Online-Video-Angebote wie YouTube setzen auch Social-Media-Anbieter wie Instagram oder TikTok stark auf die Verbreitung von Bewegtbildinhalten. Auch in Baden-Württemberg hat sich die klassische TV-Nutzungssituation verändert. So werden zunehmend digitale und mobile Geräte zur Nutzung von Bewegtbild verwendet. Deutlich verändert hat sich die Entwicklung der Empfangsarten. Eine große Rolle spielt inzwischen das Thema Live-Streaming, also die Nutzung von Fernsehinhalten über das Internet - statt 14,3 Prozent im Jahr 2020/21 nutzen es jetzt bereits 73,7 Prozent der Befragten.
Die regionalen TV-Veranstalter Baden-Württembergs haben diesen Trend erkannt, und setzen verstärkt auf Ausspielungswege im Internet - und dabei vor allem auf eigene Kanäle. Dies bestätigen auch die Ergebnisse der Befragung der Nutzerinnen und Nutzer: Knapp zwei Fünftel (37,1 %) derer, die das Programm kennen, haben Regional-TV auch schon über das Internet geschaut. Unter diesen zeigt sich 2023 gegenüber 2020/21 eine starke Zunahme bei der Nutzung der Sender-Website/ Mediathek (+6,1 %), der Smart-TV-App (+11,5 %), der Smartphone-/ Tablet-App (+8,1 %) und von HbbTV (+5,6 %). Plattformen wie YouTube und Facebook verlieren (-5,1 % bzw. -3,7 %), Instagram nur mit leichtem Plus (+0,3 %).
Empfangswege von Regional TV im Internet
Reichweiten und Bekanntheit
Betrachtet man die Reichweiten der Regionalprogramme genauer, zeigt sich, dass die Bekanntheit gegenüber der Untersuchung 2020/21 etwas gesunken ist. Eine mögliche Erklärung hierfür konnte die nochmals gestiegene Konkurrenzsituation um die Aufmerksamkeit der Nutzerinnen und Nutzer am Bewegtbildmarkt sein. Auch wenn die Bekanntheit (40,7 %) insgesamt etwas abgenommen hat, ist der Kreis der intensiveren Nutzerinnen und Nutzer insgesamt und absolut gestiegen. Innerhalb von vier Wochen haben 1,637 Mio. Personen regionales TV gesehen (2020/21: 1,549 Mio.) (WSK 4), innerhalb von zwei Wochen erreicht regionales Fernsehen eine Million Zuschauerinnen und Zuschauer (1,032 Mio.) (WSK 2), zu den Seherinnen und Sehern gestern zählen 440.000 Personen in Baden-Württemberg (2020/21: 354.000). Somit konnte die Tagesreichweite um knapp 25 Prozent gesteigert werden. Die Zahl der Gelegenheitsseherinnen und -seher (1-3 Tage die Woche) liegt bei 1,184 Mio. Personen (2020/21: 1,070 Mio.). Insgesamt hat sich die Ausschöpfung über alle Kennwerte hinweg gesteigert, also diejenigen, die das Programm kennen, nutzen dies in der Folge häufiger als in der Untersuchung 2020/21.
Bekanntheit und Nutzung von Regional TV
Im Vergleich mit anderen großen öffentlich-rechtlichen (Das Erste/ARD, ZDF, dritte Programme, ...) und privaten Anbietern wie z. B. RTL, Pro7 und Sat1 können die Regional-TV-Anbieter aus Baden-Württemberg gegenüber 2020/21 als Einzige ihre Reichweite beim WSK 2 steigern (+0,7 %) - alle anderen verlieren teils deutlich mit mittleren einstelligen Prozentbeträgen.
Ebenfalls erfreulich: Von den Zuschauerinnen und Zuschauern, die innerhalb von vier Wochen Regional-TV-Sender gesehen haben, kannten über 90 Prozent (90,2 %) das geförderte regionale Nachrichtenmagazin.
Die Struktur der Zuschauerinnen und Zuschauern ist relativ ausgeglichen, sowohl was die Verteilung der Geschlechter als auch der Altersgruppen betrifft. Über die Hälfte der Zuschauerinnen und Zuschauer sind unter 50 Jahren. Der Anteil der Seherinnen und Seher über 60 Jahren ist vergleichbar mit dem Anteil der Personen zwischen 14- bis 29 Jahren.
Weitester Seherkreis und Altersstruktur Regional TV 2023
Bewertung Regional-TV
Im Rahmen der Befragung wurden unter den Personen, die die Programme kennen, auch generelle Imagewerte abgefragt. In dieser Bewertung wird das Profil der Regionalprogramme deutlich.
Knapp zwei Drittel bestätigen die Aussage („trifft voll und ganz zu“/“trifft eher zu“), dass der Regionalsender auf Ereignisse in der Region aufmerksam macht. Eine Mehrheit findet die Programme glaubwürdig (64,5 %), aktuell (62,9 %), bürgernah (61,3 %) und bescheinigt eine sachliche und ausgewogene Berichterstattung (60,3 %). 60,3 Prozent bestätigen, dass der Regionalsender über seine Heimatregion berichtet, kaum weniger (56,4 %) finden, der Regionalsender sorgt für Verbundenheit in der Region.
Image Regional TV Baden Württemberg 2023
Thomas Rathgeb
Landesanstalt für Kommunikation
Leiter Abteilung Medienkompetenz, Jugendschutz und Forschung
Tel.: 0711 66991-52
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