KIM-Studie 2022
Für die KIM-Studie 2022 (Kindheit, Internet, Medien) wurden rund 1.200 Kinder und deren Haupterzieherinnen und Haupterzieher im Zeitraum vom 2. September und 21. Oktober 2022 zu ihrem Mediennutzungsverhalten befragt. Die repräsentative Studienreihe wird seit 1999 vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs) in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR) durchgeführt und bildet das Medienverhalten der 6- bis 13-Jährigen in Deutschland ab.
48 % der 6-13-Jährigen dürfen alleine das Internet nutzen
WhatsApp und das Ansehen von Filmen und Videos sind größter Anteil der Internetnutzung
68 % der Eltern nutzen keine technischen Möglichkeiten des Jugendmedienschutzes
Kinder sind im Alltag von vielen verschiedenen Medien umgeben und wachsen wie selbstverständlich mit ihnen auf. Die KIM-Studie wirft einen Blick auf den Umgang von Kindern mit unterschiedlichsten Medien von Büchern und Hörspielen bis hin zu Fernsehen, Streamingdiensten und Social Media.
Liebste Freizeitaktivitäten nach Geschlecht
Hinsichtlich der potentiellen Freizeitaktivitäten wurden die Kinder gebeten, anhand einer Liste von verschiedenen Tätigkeiten anzugeben, wie häufig sie diesen nachgehen. Abgefragt wird ein breites Spektrum an Aktivitäten – egal ob mit oder ohne Medien.
Nach ihren liebsten Freizeitaktivitäten gefragt, nennen 62% der Kinder das “Treffen mit Freunden”. Auf dem zweiten Platz liegt das “Draußen spielen”, welches zwei von fünf Kinder nennen. 23 Prozent zählen Sport zu ihren drei liebsten Tätigkeiten in der Freizeit, gefolgt von Familienunternehmungen (21 %), Fernsehen und digitalen Spielen (jeweils 18 %), Mobiltelefonnutzung (15 %), drinnen Spielen (13 %) und das Beschäftigen mit Tieren (12 %). Mädchen betätigen sich häufiger kreativ, lesen Bücher und beschäftigen sich mit Tieren, während Jungen eine stärkere Affinität zu Sport und digitalen Spielen zeigen.
Mediennutzung ohne Begleitung
Unter den Medienaktivitäten werden insbesondere Spiele am Handy/Smartphone eher von den Kindern alleine genutzt (71 %). Auch das Surfen im Internet (58 %), Spielen am Tablet (56 %) oder Fernsehen (53 %) machen die Kinder überwiegend alleine. Nachdem zu Beginn der Corona-Pandemie Medien von Kindern vermehrt ohne Begleitung genutzt wurden, ist auch zwei Jahre später kein Rückgang zu sehen. Insbesondere digitale Spiele und das Internet werden seit 2020 vermehrt alleine genutzt.
Im Altersverlauf steigt der Anteil an Kindern, die Medien alleine nutzen, deutlich an. Dies gilt insbesondere für das Surfen im Internet. So geben 30 Prozent der Sechs- bis Siebenjährigen an, eher alleine im Internet zu surfen, während es unter den Zwölf- bis 13-Jährigen 79 Prozent sind. Auch recherchieren die Älteren zunehmend alleine im Internet für die Schule (6-7 Jahre: 17 %, 12-13 Jahre: 67 %).
Mediennutzung beim Schlafengehen
Im Laufe des Tages können verschiedene Medien zu unterschiedlichen Zeiträumen eine mehr oder weniger große Rolle spielen. Vor diesem Hintergrund wurden die Kinder im Rahmen der KIM-Studie gefragt, welche Medien sie zu welchen Zeitpunkten im Alltag nutzen.
Während des Abendessens schaut knapp jedes dritte Kind nebenbei Sendungen/Serien/Filme/ Videos. Am stärksten medial begleitet ist jedoch das Schlafengehen: Den größten Anteil nimmt hierbei das Lesen (25 %) ein. Podcasts/Hörspiele, Bewegtbild und Radio/Musik liegen fast gleichauf (16 % bzw. 15 %), gefolgt von Messengern (13 %). Lediglich ein Viertel der Sechs- bis 13-Jährigen nutzt hier gar keine Medien.
Inhaltliche Aspekte der Internetnutzung
Sechs- bis 13-Jährige haben fast alle technisch die Möglichkeit zu Hause das Internet zu nutzen. In 99 Prozent der Familien ist ein Internetanschluss im Haushalt vorhanden und auch internetfähige Geräte sind weit verbreitet. 70 Prozent der Kinder nutzen dann auch tatsächlich das Internet.
Insgesamt liegt bei der regelmäßigen Nutzung das Ansehen von Filmen/Videos/Sendungen/Serien im Internet bei 71 Prozent. Mit 70 Prozent ist WhatsApp gleichauf. Auch YouTube und Suchmaschinen nehmen mit 64 Prozent einen wichtigen Teil der Internetnutzung von Kindern ein. Knapp die Hälfte gibt an, regelmäßig drauf los zu surfen, 38 Prozent hören mindestens wöchentlich online Musik, 37 Prozent nutzen TikTok in dieser Frequenz und 36 Prozent speziell für Kinder entwickelte Webseiten. YouTube Kids wird von knapp einem Drittel der Kinder mindestens einmal in der Woche genutzt, gefolgt von jeweils knapp einem Viertel, das bei Wikipedia und Instagram ist.
Lieblings-Apps 2022
Bei der Frage nach ihren drei liebsten Apps gibt knapp die Hälfte (48 %) der Internet-Nutzenden WhatsApp an. Knapp ein Drittel nennt YouTube (30 %), gefolgt von TikTok (28 %). 13 Prozent zählen Instagram zu ihren drei liebsten Apps, acht Prozent Snapchat und jeweils sechs Prozent Google und Facebook. Das speziell für Kinder angelegte Angebot YouTube Kids liegt bei fünf Prozent der Nennungen.
Unter den Kindern, die das Internet nutzen, verwendet knapp ein Drittel Dienste wie Alexa oder Siri, jedes Fünfte regelmäßig (11 % täglich). Das Geschlecht der Kinder hat hierbei keinen Effekt. Mit zunehmendem Alter steigt die tägliche Nutzung. Insbesondere das Hören von Musik spielt hierbei die größte Rolle, gefolgt von der Suche nach Informationen und Wissensfragen.
Einstellung der Eltern zur Mediennutzung
Eltern haben insgesamt ein ambivalentes Verhältnis zum Medienumgang ihrer Kinder. Einerseits stimmen 80 Prozent der Aussage zu, dass das Internet Gefahren für Kinder birgt, andererseits sehen 86 Prozent Chancen für Kinder Neues zu lernen. Bei knapp der Hälfte (48 %) darf/dürfte das Kind das Internet auch ohne Aufsicht nutzen. Der Großteil sieht sowohl sich als Eltern, als auch die Schule in der Verantwortung, Kindern den richtigen Umgang mit Medien zu zeigen, 79 Prozent wünschen sich Medienkompetenz als Schulfach.
Kontrolle der Bildschirmzeit
Was die Bildschirmzeit ihrer Kinder angeht, werden selten spezielle Maßnahmen ergriffen. Etwa ein Drittel der Eltern prüfen, wie lange ihr Kind am PC, Laptop, Tablet oder Handy ist, ein Viertel tut dies bei der Spielkonsole. Der Anteil an Eltern, die Voreinstellungen zu den Bildschirmzeiten vornehmen liegt bei PC, Laptop und Tablet bei 39 Prozent, beim Smartphone bei 35 Prozent und bei Spielkonsolen bei 28 Prozent. Zwei Drittel der Eltern, deren Kinder das Internet nutzen, gibt an, keine technischen Möglichkeiten des Jugendmedienschutzes wie Filter oder Sicherheitseinstellungen zu verwenden.
Jugendmedienschutz
Medien können für Kinder zahlreiche Möglichkeiten bieten, Neues zu entdecken, zu lernen und kreativ zu werden. Gleichzeitig sind nicht alle Medieninhalte für Kinder geeignet. Aufgabe des Jugendmedienschutzes ist es, Kinder und Jugendliche vor Einflüssen, die sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung beeinträchtigen, zu schützen. Hierfür können neben der gezielten Auswahl von Medien und der begleitenden Nutzung mit Erwachsenen, technische Hilfsmittel eine Unterstützung sein.
Bei der Frage nach Filter- und Schutzprogrammen für die Internetnutzung geben 36 Prozent der Eltern an, keine zu kennen. 35 Prozent sind der Ansicht, dass sie solche Programme nicht benötigen, da ihr Kind das Internet nicht alleine nutzen darf, für 31 Prozent sind diese zu teuer und fast ebenso viele sind der Meinung, dass ihr Kind nach der Installation eines solchen Programmes unbesorgt das Internet nutzen kann.
Methode
Für die KIM-Studie 2022 wurden in ganz Deutschland zwischen dem 2. September und 21. Oktober 2022 insgesamt 1.219 Kinder zwischen sechs und 13 Jahren befragt (repräsentative Stichprobe). Dies erfolgte anhand von computergestützten persönlich-mündlichen Interviews (CAPI) vor Ort in den Haushalten. Parallel hierzu wurde jeweils die primäre Erziehungsperson zu ihrem eigenen und dem familiären Mediennutzungsverhalten sowie zu Einstellungen bezüglich Medienthemen befragt. Hierfür wurde ein Selbstausfüllerfragebogen (paper & pencil) eingesetzt.
Weitere Ergebnisse & Studie zum Herunterladen
Der gesamte Studienbericht der KIM 2022 steht Ihnen hier zum Herunterladen zur Verfügung. Zudem kann ein Print-Exemplar der KIM 2022 kostenlos auf www.mpfs.de bestellt werden. Alle Ausgaben der KIM-Studie von 1999 bis 2022 sind zudem als PDF auf der Website des mpfs abrufbar.
Yvonne Gerigk
Landesanstalt für Kommunikation
Medienforschung; Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs)
Tel.: 0711 66991-51
E-Mail: y.gerigk@lfk.de
Thomas Rathgeb
Landesanstalt für Kommunikation
Leiter Abteilung Medienkompetenz, Jugendschutz und Forschung
Tel.: 0711 66991-52
E-Mail: t.rathgeb@lfk.de