SIM-Studie 2021

Mit der SIM-Studie 2021 (Senior*innen, Information, Medien) legt der medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs), bestehend aus der LFK und der Medienanstalt RLP, in Kooperation mit einer Arbeitsgruppe Gerontologie der Katholischen Hochschule Freiburg und der Universität Heidelberg erstmals eine bundesweite Basisuntersuchung zur Mediennutzung von Seniorinnen und Senioren ab 60 Jahren vor.

Bild von zwei Personen mit einem Handy in der Hand

81 Prozent der über 60-Jährigen sind online. Bei den über 80-Jährigen sind es knapp über die Hälfte.

53 Prozent der Onlinerinnen und Onliner nutzen das Internet (fast) täglich für Informationen.

Knapp 3/4 der Befragten über 60 Jahre besitzen ein Smartphone.

Die SIM-Studie stellt einen grundlegenden Situationsbericht zum Medienumgang Älterer in Deutschland mit einem speziellen Fokus auf digitale Informations- und Kommunikationstechnologien dar. Hierfür wurde im Zeitraum vom 22. März bis 31. Mai 2021 eine repräsentative Stichprobe von 3000 Personen ab 60 Jahren telefonisch befragt.

Medienausstattung und Mediennutzungshäufigkeit

Zunächst zeigen die Ergebnisse der SIM-Studie 2021, dass Seniorinnen und Senioren in Deutschland durchaus über ein reichhaltiges (Geräte)-Repertoire zur Mediennutzung verfügen: In allen Haushalten ist ein Fernsehgerät vorhanden, auch ein Radiogerät gehört bei fast allen (91 %) zur Grundausstattung. 83 Prozent haben einen Internetanschluss, 78 Prozent W-LAN. Im Besitz eines Computers sind drei Viertel der Haushalte (77 %). Ein Smartphone ist bei 72 Prozent vorhanden und auch ein Tablet ist in fast der Hälfte der Haushalte verfügbar (48%).

Medienausstattung im Haushalt

Das Balkendiagramm zeigt Angaben zur Ausstattung verschiedener Medientypen im Haushalt. Abgebildet sind 13 Medientypen. Die befragten Älteren (n=3.005) gaben an, ob das jeweilige Medium bei ihnen im Haushalt vorhanden ist. Auch „weiß nicht/keine Angabe“ war eine Antwortoption. Bei 100% der befragten Älteren ist ein Fernsehgerät im Haushalt vorhanden. 91% haben ein Radiogerät. 83% verfügen über einen Internetanschluss. Bei 78% gibt es einen W-LAN-Anschluss. 77% der befragten Älteren gaben an, einen Computer/PC/Laptop/Notebook/Netbook zu besitzen. 72% der Befragten haben ein Smartphone. Bei 58% der Befragten ist eine Tageszeitung vorhanden. Für 48% der Befragten ist ein Tablet im Haushalt präsent. 44% verfügen über einen Smart-TV. 35% der befragten Haushalte haben ein Handy ohne Internet. Bei 18% ist ein E-Book-Reader im Haushalt vorhanden. 17% der befragten Älteren besitzen ein Gesundheitsarmband. 14% gaben an, im Haushalt über eine digitale Sprachassistenz zu verfügen.
Quelle: SIM 2021, Angaben in Prozent, Basis: alle Befragten, n=3.005

Die Ausstattung spiegelt sich auch in der Nutzung wieder: 94 Prozent der befragten Personen sehen jeden oder fast jeden Tag fern. Auch das Smartphone wird von 63 Prozent der Personen ab 60 Jahren täglich genutzt, von zwei Fünfteln sogar mehrmals täglich (41 %). Jeder Zweite nutzt täglich einen Computer (51 %). Knapp jeder Dritte ein Tablet (30 %).

Internetnutzung

Angesichts der hohen Zahlen beim Gerätebesitz und deren Nutzung verwundert es nicht, dass für einen Großteil der Befragten auch die Internetnutzung mittlerweile zum Medienalltag dazugehört: 81 Prozent geben an, "zumindest selten" online zu sein. Allerdings ist ein Alterseffekt erkennbar: Sind es bei den 60- bis 69-Jährigen 92 Prozent, zählen sich bei den über 80-Jährigen nur 51 Prozent zu den Onlinerinnen und Onlinern. Auch das Geschlecht (Männer sind häufiger online als Frauen) und der formale Bildungsgrad (Befragte mit Abitur/ Studium sind häufiger online als mit Haupt-/ Volksschulabschluss) spielen u.a. eine Rolle.

Anteil Onlinerinnen und Onliner in der Bevölkerung ab 60 Jahren – Nutzung zumindest selten –

Das Balkendiagramm stellt den Anteil der Onlinerinnen und Onliner, die das Internet zumindest seltener nutzen, in der Bevölkerung ab 60 Jahren dar, differenziert nach Geschlecht, Alter und Bildung. Insgesamt sind 81% der Befragten (n=3.005)  Onlinerinnen und Onliner. Unter den männlichen Befragten sind 86%  Onlinerinnen und Onliner, unter den weiblichen 77%. Unter den 60-69-Jährigen sind 92%  Onlinerinnen und Onliner, unter den 70-79-Jährigen 82% und unter den ab-80-Jährigen 51%. 73% derer mit einem Hauptschul- bzw. Volksschulabschluss, 88% derer mit weiterführendem Schulabschluss sowie 93% derer mit Abitur bzw. Studienabschluss nutzen zumindest seltener das Internet.
Quelle: SIM 2021, Angaben in Prozent, Basis: alle Befragten, n=3.005

Online-Aktivitäten

Auch konkrete Online-Aktivitäten wurden im Rahmen der SIM-Studie 2021 untersucht. Bei der Frage, was die befragten Onlinerinnen und Onliner im Internet machen, kristallisieren sich vor allem vier Tätigkeiten heraus: Knapp zwei Drittel nutzen täglich WhatsApp oder vergleichbare Dienste (64 %), etwa jede/-r Zweite informiert sich zu aktuellen Themen/Nachrichten im Internet (53 %) oder nutzt Suchmaschinen (50%), über E-Mail kommunizieren 42 Prozent jeden oder fast jeden Tag. Kommunikation und Information/Recherche scheinen also wichtige Motive zur Nutzung des Internets durch Ältere darzustellen.

 

 

Nutzungsfrequenz Internetangebote – nur Onlinerinnen und Onliner –

Quelle: SIM 2021, Angaben in Prozent, Basis: Onliner*innen: Personen, die das Internet mindestens seltener nutzen, n=2.434
Quelle: SIM 2021, Angaben in Prozent, Basis: Onlinerinnen und Onliner: Personen, die das Internet mindestens seltener nutzen, n=2.434

Informationsverhalten

Bei der genaueren Betrachtung des Informationsverhaltens zeigen die Ergebnisse außerdem: Das Thema ist entscheidend für die Wahl des Mediums. Steht bei der Information über "Aktuelles aus der Welt" oder das "Thema Corona" das Fernsehen bei 61 bzw. 49 Prozent der Befragten als Quelle an erster Stelle, punktet die Tageszeitung bei der Information über "Regionales" (52 %). Zur Beantworung "konkreter Problemstellungen" (43 %), Informationen zu "neuen Produkten" (40 %) oder "Gesundheit und Pflege" (26 %) wird vor allem das Internet herangezogen.

Informationsverhalten – Basis Informierende –Informiere mich am ehesten zu… –

Das Balkendiagramm stellt das Informationsverhalten der Befragten (n=3.005) dar, die sich am ehesten über ein bestimmtes Thema informieren und über welche Quelle dies erfolgt. Unter den Befragten, die sich am ehesten für das aktuelle Weltgeschehen interessieren, informieren sich 61% im Fernsehen, 7% im Radio, 15% im Internet, 15% in der Tageszeitung, 2% in Zeitschriften und niemand in der Familie/Partnerschaft, bei Freunden/Bekannten/Verwandten/Nachbarn oder Sonstigem. Unter den Befragten, die sich am ehesten für das aktuelle Geschehen in der Region interessieren, informieren sich 19% im Fernsehen, 9% im Radio, 13% im Internet, 52% in der Tageszeitung, 2% in Zeitschriften, 1% bei Familie/Partner*in, 2% bei Freunden/Bekannten/Verwandten/Nachbarn und 2% bei Sonstiges. Unter den Befragten, die sich am ehesten für Corona interessieren, informieren sich 49% im Fernsehen, 7% im Radio, 21% im Internet, 17% in der Tageszeitung, 1% in Zeitschriften, 1% bei Familie/Partner*in, 1% bei Freunden/Bekannten/Verwandten/Nachbarn, 3% bei Sonstiges. Unter den Befragten, die sich am ehesten für Gesundheit und Pflege interessieren, informieren sich 18% im Fernsehen, 2% im Radio, 26% im Internet, 10% in der Tageszeitung, 12% in Zeitschriften, 7% bei Familie/Partner*in, 4% bei Freunden/Bekannten/Verwandten/Nachbarn, 19% bei Sonstiges. Unter den Befragten, die sich am ehesten für ein Problem, das für sie gerade bedeutsam ist interessieren, informieren sich 12% im Fernsehen, 3% im Radio, 41% im Internet, 10% in der Tageszeitung, 1% in Zeitschriften, 17% bei Familie/Partner*in, 9% bei Freunden/Bekannten/Verwandten/Nachbarn, 5% bei Sonstiges. Unter den Befragten, die sich am ehesten für neue Produkte interessieren, informieren sich 22% im Fernsehen, 2% im Radio, 40% im Internet, 15% in des Tageszeitung, 8% in Zeitschriften, 3% bei Familie/Partner*in, 4% bei Freunden/Bekannten/Verwandten/Nachbarn, 6% bei Sonstiges.
Quelle: SIM-Studie 2021, Angaben in Prozent, Basis: Befragte, die sich über das jeweilige Thema Informieren

Offlinerinnen und Offliner

Trotz einer insgesamt hohen Zahl an Onlinerinnern und Onlinern: Immerhin 19 Prozent der Befragten der Generation 60+ sind nach wie vor nicht mit dem Internet verbunden.

Gefragt nach den Gründen nennen mehr als zwei Drittel, dass das sonstige Informations- und Unterhaltungsangebot aus "klassischen" Medien ihnen ausreiche (74 % bis 94 %; je nach Altersgruppe) oder sie das Internet einfach nicht brauchen (75 % bis 84 %). Über die Hälfte (55 % bis 71 %) haben keine Zeit oder Lust, sich mit dem Internet zu beschäftigen. Immerhin über ein Drittel der Offlinerinnen und Offliner trauen sich die Benutzung nicht zu (35 % bis 48 %) oder beklagen Unsicherheiten des Internets (38 % bis 41 %).

Offlinerinnen und Offliner: Warum das Internet nicht genutzt wird – trifft eher zu / trifft voll und ganz zu –

Das Balkendiagramm beschreibt die Beweggründe der Offlinerinnen und Offliner (n=571) für das Nichtnutzen des Internets, differenziert nach Alter. 74% der 60-69-Jährigen, 94% der 70-79-Jährigen, 89% der ab-80-Jährigen reichen die Informations- und Unterhaltungsangebote von Presse, Radio und Fernsehen aus. 75% der 60-69-Jährigen, 84% der 70-79-Jährigen, 83% der ab-80-Jährigen brauchen das Internet weder beruflich noch privat. Weder Zeit noch Lust, sich mit dem Internet zu beschäftigen, haben 55% der 60-69-Jährigen, 71% der 70-79-Jährigen, 67% der ab-80-Jährigen. 28% der 60-69-Jährigen, 44% der 70-79-Jährigen und 57% der ab-80-Jährigen ist der Lernaufwand zu hoch. 35% der 60-69-Jährigen, 38% der 70-79-Jährigen und 48% der ab-80-Jährigen trauen sich die Internetbenutzung nicht zu. 28% der 60-69-Jährigen, 43% der 70-79-Jährigen und 38% der ab-80-Jährigen lehnen das Internet grundsätzlich ab. 38% der 60-69-Jährigen, 41% der 70-79-Jährigen und 28% der ab-80-Jährigen ist das Internet zu unsicher. Es genügt jeweils 35% der 60-69- und 70-79-Jährigen sowie 27% der ab-80-Jährigen, bei anderen ins Internet zu gehen. 23% der 60-69-, 28% der 70-79-Jährigen und 32% der ab-80-Jährigen haben niemanden, der den Interneteinstieg erleichtert. 19% der 60-69-Jährigen, 16% der 70-79-Jährigen und 21% der ab-80-Jährigen haben keinen Internetnutzer im persönlichen Umfeld. 21% der 60-69-Jährigen, 18% der 70-79-Jährigen und 15% der ab-80-Jährigen sind die finanziellen Kosten für die Internetnutzung zu hoch. 7% der 60-69-Jährigen sowie jeweils 15% der 70-79-Jährigen und ab-80-Jährigen halten Gedächtnisprobleme von der Internetnutzung ab. 7% der 60-69-Jährigen, 10% der 70-79-Jährigen und 12% der ab-80-Jährigen halten körperliche Probleme von der Internetnutzung ab. Bei 11% der 60-69-, 7% der 70-79-Jährigen und 10% der ab-80-Jährigen gibt es technische Hürden für einen Internetzugang.
Quelle: SIM 2021, Angaben in Prozent, Basis: Befragte, die das Internet nie nutzen, n= 571

Selbsteinschätzung Bedienkompetenz

Die Unsicherheit im Umgang mit neuen Medien und digitalen Geräten wurde im alterswissenschaftlichen Teil der SIM-Studie vertiefend untersucht. Beispielhaft aufgeführt ist an dieser Stelle die Smartphone-Nutzung. Hier zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang vom Grad der Unsicherheit und zunehmendem Alter. So sehen sich bei den Befragten ab 85 Jahren ganze 71 Prozent in Sachen Bedienkompetenz eines Smartphones - ausgedrückt in Schulnoten - "mangelhaft oder ungenügend" aufgestellt, in den Altersgruppen 80 bis 84 Jahre und 60 bis 79 Jahre sind es zwar weniger, aber immerhin noch 51 bzw. 26 Prozent.

Subjektive Kenntnisse zur Bedienkompetenz: Smartphone – Bewertung nach Schulnoten 1-6 –

Das Balkendiagramm beschreibt die subjektive Kenntnis der Befragten (n=3.005) bezüglich ihrer Bedienkompetenz eines Smartphones differenziert nach Alter. Zur Einschätzung wurden Noten von 1 (=sehr gut) bis 6 (=sehr schlecht) vergeben. Bei den 60-79-Jährigen schätzten sich 3% als 1, 21% als 2, 33% als 3, 16% als 4, 9% als 5 und 17% als 6 ein. Bei den 80-84-Jährigen bewerteten 1% ihre Kompetenz mit 1, 12% mit 2, 23% mit 3, 13% mit 4, 11% mit 5 und 40% mit 6. Bei den ab-85-Jährigen bewerteten keine Befragten ihre Kompetenz mit 1, 4% mit 2, 13% mit 3, 11% mit 4, 13% mit 5 und 58% mit 6.
Quelle: SIM 2021, Angaben in Prozent, Basis: alle Befragten, n= 3.005

Medienkompetenz im Alter stärken

Die Ergebnisse der SIM-Studie 2021 belegen: Die Generation 60 + ist in der digitalen Welt angekommen. Ganze 81 Prozent sind online, Computer und Smartphone gehören bei der weit überwiegenden Mehrheit zum Medienrepertoire. Und doch offenbart die Studie auch Vorbehalte und Ängste bezüglich "neuer Medien" oder das eigene Wissen wird als nicht ausreichend eingestuft - insbesondere bei hochbetagten Altersgruppen.

Die LFK hat hier Handlungsbedarf erkannt und widmet sich im Rahmen diverser Projekte und Kooperationen schwerpunktmäßig der Medienkompetenzvermittlung an Seniorinnen und Senioren. Unter anderem wurde Ende 2021 die Lern-App "Starthilfe - digital dabei" veröffentlicht, welche den Einstieg in die Welt von Smartphone, Tablet & Co. für die ältere Gerneration erleichtert.

Einen Überblick über alle Projekte und Aktivitäten der LFK im Bereich Seniorinnen und Senioren haben wir auf einer eigenen Übersichtsseite zusammengestellt.

 

SIM-Studie 2021 zum Download (PDF)
Kontakt

Thomas Rathgeb
Landesanstalt für Kommunikation
Leiter Abteilung Medienkompetenz, Jugendschutz und Forschung
Tel.: 0711 66991-52
E-Mail: t.rathgeb@lfk.de

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