JIM-Studie 2024

Die repräsentative JIM-Studie (Jugend, Information, Medien) erscheint seit 1998 jährlich und untersucht die Mediennutzung von Jugendlichen im Alter von zwölf bis 19 Jahren. Auf dieser Seite haben wir die fünf wichtigste Ergebnisse der aktuellen JIM-Studie 2024 zusammengestellt, welche am 29. November 2024 veröffentlicht wurde.

Jugendliche, die ein Handy benutzen

1. KI gewinnt an Bedeutung im Alltag der Jugendlichen

Seit der Einführung von Chat GPT Ende 2022 hat das Thema Künstliche Intelligenz (KI), insbesondere im Bereich der generativen KI, erheblich an Bedeutung gewonnen. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Bekanntheit von Chat GPT unter den Zwölf- bis 19-Jährigen wider. Inzwischen hat nur noch rund ein Zehntel der Jugendlichen noch nie von Chat GPT gehört (2023: 15 %) und die Mehrheit hat die Anwendung schon mindestens einmal selbst genutzt (57 %, 2023: 38 %).

Wie verbreitet ist die Nutzung von Chat GPT?

Die Grafik zeigt die Verbreitung der Nutzung von Chat GPT 2024 im Vergleich zu der Verbreitung in 2023. 2023 nutzten 38% Chat GPT, 2024 sind es 57%. Die Verbreitung der Nutzung von Chat GPT ist im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozentpunkte gestiegen.

KI-Tools (Chat GPT und andere KI-Anwendungen) werden insgesamt von 62 Prozent der Befragten genutzt, von denen unterschiedliche Motive für die Nutzung angegeben werden. Die meiste Anwendung findet KI bei den Jugendlichen im Kontext der Schule bzw. bei den Hausaufgaben (65 %).

Als weitere Nutzungsmotive für KI wird von mehr als der Hälfte angegeben, sie zum Spaß zu nutzen, 43 Prozent nutzen KI, um sich zu informieren.

Wofür nutzen Jugendliche KI?*

Die Grafik zeigt, wofür Befragte, die KI nutzen, Chat GPT verwenden. 65% der Befragten, die KI nutzen, verwenden Chat GPT für die Schule oder um Hausaufgaben zu machen. 52% nutzen Chat GPT zum Spaß und 43% zur Information.

2. Wahrnehmung problematischer Inhalte im Internet nimmt zu

Der weltweite und nahezu unbeschränkte Zugang zu Internetinhalten und -angeboten ist für Jugendliche in Deutschland mittlerweile zur Selbstverständlichkeit geworden. Unbegrenzte Freiheiten beim Surfen bergen aber neben Licht- auch zahlreiche Schattenseiten. Im Rahmen der JIM-Studie werden deshalb seit vielen Jahren Fragen rund um problematische Inhalte und negative Erfahrungen im Netz aufgegriffen. Ein zentraler Aspekt hierbei sind Fake News, also der Kontakt mit bewusst falschen oder irreführenden Informationen im Internet. Im Rahmen der aktuellen Studie gaben 61 Prozent der Jugendlichen an, im Verlauf des letzten Monats solchen Inhalten begegnet zu sein (2023: 58 %). Von beleidigenden Kommentaren im Netz berichten 57 Prozent der Befragten (2023: 51 %), während 54 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen über negative Erfahrungen mit extremen politischen Ansichten berichten (2023: 42 %). 43 Prozent der Jugendlichen haben Verschwörungstheorien wahrgenommen (2023: 40 %). Über nahezu alle abgefragten Bereiche von problematischen Inhalten und negativen Erfahrungen hinweg zeigen sich entsprechend leichte Aufwärtstendenzen.

Welche Inhalte sind Jugendlichen im letzten Monat online begegnet?

Die Grafik zeigt, welchen Inhalten Jugendliche im letzten Monat online begegnet sind. Dabei werden die Werte aus 2024 mit den Werten aus 2023 verglichen. 2024 begegneten 61% der Jugendlichen im letzten Monat Fake News, 2023 waren es 58%. Beleidigenden Kommentaren begegneten innerhalb des letzten Monats 57%, 2023 waren es 51%. 2024 begegneten 54% der Jugendlichen im letzten Monat extremen politischen Ansichten, 2023 waren es 42%, die mit extremen politischen Ansichten konfrontiert wurden.  Verschwörungstheorien begegneten 2024 innerhalb des letzten Monats 43%, 2023 waren es 40%.

3. Social-Media-Nutzung weiter im Trend

Wie in den Vorjahren ist auch weiterhin WhatsApp die mit deutlichem Abstand dominierende App für den Bereich Kommunikation bei den Zwölf- bis 19-jährigen. Mit 96 Prozent regelmäßiger Nutzung konnte der Dienst damit sogar die ohnehin sehr hohe Verbreitung nochmals steigern (2023: 94 %, 2022: 93 %). WhatsApp ist damit bei Jugendlichen praktisch auf jedem Smartphone zu finden. Erst mit einem Abstand von 34 Prozentpunkten folgt Instagram auf dem zweiten Platz (62 %) und zeigt sich damit gegenüber dem Vorjahr unverändert. Gestoppt ist vorerst der Aufwärtstrend des chinesischen Anbieters TikTok. Nachdem dieser sich in den letzten Jahren einer stetig wachsenden Beliebtheit erfreute, sinkt der Anteil in der aktuellen Befragung auf 54 Prozent. Ein leichter Aufwärtstrend ist bei Snapchat zu beobachten.

In Anbetracht der hohen Alltagsrelevanz von Social Media wurde die Häufigkeitsabfrage für diese Apps in diesem Jahr dementsprechend angepasst und um die Kategorie „mehrmals täglich” ergänzt. Bei der mehrmals täglichen Nutzung belegen WhatsApp (77 % der Mädchen bzw. 66 % der Jungen) , Instagram (37 % bzw. 25 %), TikTok (36 % bzw. 25 %) und Snapchat (30 % bzw. 22 %) wie auch bei der mindestens mehrfach wöchentlichen Nutzung die ersten vier Ränge.

Welche Apps nutzen Jugendliche mehrmals täglich?

Das Balkendiagramm zeigt unterschiedliche Apps und den Anteil Jugendlicher, die diese mehrmals täglich nutzen. Dabei wird nach Geschlecht differenziert. 77% der Mädchen und 66% der Jungen nutzen mehrmals täglich WhatsApp. Instagram wird von 37% der Mädchen und 25% der Jungen mehrmals täglich genutzt. TikTok wird von 36% der Mädchen und 25% der Jungen mehrmals täglich genutzt, Snapchat von 30% der Mädchen und 22% der Jungen.

Wie bereits in der JIM-Studie 2021 wurde auch in diesem Jahr nach den Nutzungsmotiven für die wichtigsten Social Media Angebote gefragt. Die verschiedenen Plattformen erfüllen dabei unterschiedliche Bedürfnisse der Jugendlichen. Bei Langeweile greifen die Jugendlichen am häufigsten auf YouTube (38 %) und TikTok (31 %) zurück. Instagram liegt hier mit 16 % auf Platz drei. Um andere am eigenen Leben teilhaben zu lassen, ist WhatsApp (29 %) am wichtigsten, gefolgt von Instagram (25 %) und Snapchat (19 %). Für das Verfolgen von Trends ist TikTok (30 %) auf Platz eins, gefolgt von Instagram (27 %) und YouTube (19 %).

Welche Apps nutzen Jugendliche wofür?

Das Balkendiagramm zeigt unterschiedliche Apps und den Anteil Jugendlicher, die diese zu bestimmten Zwecken nutzen. Um abzuschalten oder wenn sie Langeweile haben, nutzen 38% der Jugendlichen YouTube, 31% TikTok und 16% Instagram. Um andere an ihrem Leben teilhaben zu lassen, geben 29% der Befragten an WhatsApp zu nutzen, 25% Instagram und 19% Snapchat. Um mitzubekommen, was beispielsweise im Bereich Mode und Lifestyle gerade Trend ist, nutzen 30% TikTok, 27% Instagram und 19% YouTube.

Medienkompetenz in der LFK: Ausgewählte Projekte

Damit insbesondere jüngere Nutzerinnen und Nutzer mit den Gefahren im Netz umgehen lernen, engagiert sich die LFK in zahlreichen Medienkompetenzprojekten.

  • So bieten wir beispielsweise mit Handysektor eine Plattform mit Tipps und Tricks im Umgang mit Sozialen Medien für Jugendliche an. Das Angebot reicht dabei von Erklärung der AGBs einzelner Sozialer Netzwerke, über den richtigen Umgang mit Fake News und Hate Speech bis hin zur Erklärung der Funktionsweise einzelner Apps.
  • Unser Serious Game THE FEED sensibilisiert Jugendliche ab der 7. Klasse spielerisch für Social-Media-Algorithmen und ihre gesellschaftlichen Konsequenzen. Pädagogisches Begleitmaterial unterstützt Lehrkräfte beim Einsatz des Spiels im Schulunterricht in Fächern wie Ethik, Deutsch, Religion oder Gemeinschaftskunde.
  • Mit unserem Intelligenten Fernsprecher machen wir Künstliche Intelligenz (KI) erlebbar und regen so zur intensiven Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten neuer Technologien an. Er besteht aus einem alten Telefon mit Wählscheibe, mit welchem fiktive Personen aus vergangenen Epochen angerufen und ihnen Fragen zu ihrem jeweiligen Alltag gestellt werden können. Zur Generierung der Antworten nutzt der intelligente Fernsprecher verschiedene Arten von KI.

4. Nachrichten sind für Jugendliche wichtig - werden aber teilweise auch bewusst vermieden

Generell haben 83 Prozent der Jugendlichen Interesse an Nachrichten – sowohl am Weltgeschehen als auch an Ereignissen in der eigenen Region. Gleichzeitig geben rund zwei Fünftel an, dass die Vielzahl negativer Meldungen sie belastet. Damit einhergehend zeigt sich bei einem Großteil der Jugendlichen das Phänomen der „News Avoidance“, also das bewusste Vermeiden von Nachrichten: Acht Prozent versuchen „oft“, Nachrichten aus dem Weg zu gehen, 23 Prozent „manchmal“ und weitere 32 Prozent zumindest "gelegentlich”.

 

Wie oft vermeiden Jugendliche Nachrichten?

Die Grafik zeigt, wie häufig Jugendliche Nachrichten vermeiden. 32% der Jugendlichen geben an, Nachrichten gelegentlich zu vermeiden und 23% vermeiden Nachrichten manchmal. 8% sagen von sich selbst, Nachrichten oft zu vermeiden.

5. Ständige Erreichbarkeit durch Smartphone kann zu Überforderung und Frust führen

Die weite Verbreitung von Apps wie Whatsapp, Instgram, YouTube, TikTok & Co. sowie die ausgeprägte Onlineaktivität (201 MInuten durchschnittliche Online-Nutzungszeit) sind Indikatoren für den hohen Stellenwert, den das Internet für die Jugendlichen besitzt. Allerdings kann die ständige mobile Erreichbarkeit zu Überforderung und Frustration führen. Unter dem Titel „Überdruss digitaler Kommunikation“ wurde die Zustimmung der Befragten zu Aussagen über die permanente Vernetztheit erfasst. Mit zwei Dritteln (66 %) der Zwölf- bis 19-Jährigen stimmt die Mehrheit der Aussage zu, regelmäßig länger am Handy zu sein, als es geplant war (2023: 61 %). Fast ebenso viele (59 %) genießen es, Zeit offline und ohne Handy zu verbringen (2023: 53 %). Vier von zehn Jugendlichen fühlen sich bei den Hausaufgaben durch das Handy abgelenkt und gelegentlich von den vielen Nachrichten genervt (2023: 36 %).

Aussagen zur Handynutzung

Die Grafik zeigt unterschiedliche Aussagen zur Handynutzung und den prozentualen Anteil Jugendlicher, die diesen zustimmen. 66% stimmen der Aussage „Es kommt oft vor, dass ich mich vergesse und viel mehr Zeit am Handy verbringe, als ich geplant hatte“ zu. 59% geben an, der Aussage „ich genieße es, wenn ich Zeit ohne Handy verbringen kann“ zuzustimmen. 40% der Befragten stimmen der Aussage „Beim Hausaufgaben machen werde ich oft durch mein Handy abgelenkt“ zu.

Über die JIM-Studie

Für die JIM-Studie 2024 wurden vom 5. Juni 2024 bis zum 14. Juli 2024 1.200 Jugendliche im Alter von zwölf bis 19 Jahren in ganz Deutschland befragt. Die Umfrage erfolgte im sogenannten Mixed-Mode-Design. Dies bedeutet, dass ca. 50 Prozent der Teilnehmenden über telefonische, computergestützte Interviews (CATI) in einer kombinierten Festnetz- und Mobilfunkstichprobe befragt wurden, ein Viertel dieser Telefoninterviews wurde mit Mobilfunkteilnehmerinnen und -teilnehmern geführt. Weitere 50 Prozent der Befragungen erfolgten
mit einem Online-Fragebogen (CAWI). Die Feldarbeit und Datenprüfung erfolgte durch die Gesellschaft für Innovative Marktforschung mbH (GIM) in Wiesbaden.

Die Studienreihe JIM (Jugend, Information, Medien) wird vom Medienpädagogischen 
Forschungsverbund Südwest (mpfs), einer Kooperation der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und des Südwestrundfunks (SWR), seit 1998 jährlich durchgeführt. Die repräsentative Studie bildet das Medienverhalten der Jugendlichen in Deutschland ab. Alle Ausgaben der JIM-Studie von 1998 bis 2024 sind als PDF auf www.mpfs.de abrufbar.

JIM-Studie 2024 zum Download (PDF)
Kontakt

Yvonne Gerigk
Landesanstalt für Kommunikation
Medienforschung; Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs)
Tel.: 0711 66991-51
E-Mail: y.gerigk@lfk.de

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