miniKIM-Studie 2023
Wie sieht der Medienalltag unserer Kleinsten aus? Welche Geräte und Angebote nutzen sie? Und was tun Eltern, um ihre Kinder vor unangemessenen Medieninhalten zu schützen und deren Medienkompetenz zu stärken? Die miniKIM-Studie, herausgegeben vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs), gibt regelmäßig Auskunft über die Mediennutzung von Kindern im Alter von zwei bis fünf Jahren. Für die aktuelle miniKIM 2023 wurden 600 Haupterziehende online befragt.
84 % der 2- bis 5-Jährigen nutzen zumindest einmal wöchentlich Bewegtbild-Angebote
Bücher immernoch auf Platz 1 der unverzichtbarsten Medien für Kleinkinder
1 von 10 Kindern im Alter von 2 bis 5 Jahren mit eigenem Smartphone
Rund die Hälfte der Haupterziehenden kennen keine Filterprogramme/ Jugendschutzsoftware
Auf dieser Seite haben wir einige der Kernergebnisse der miniKIM 2023 für Sie zusammengestellt. Dabei konzentrieren wir uns auf die Aspekte der Geräteverfügbarkeit, die Mediennutzung der Zwei- bis Fünfjährigen sowie auf Aussagen der Haupterziehenden zu Chancen und Risiken im Umgang mit Medien und zur Vermittlung von Medienkompetenz.
Den gesamten Studienbericht können Sie kostenfrei hier herunterladen.
Geräteverfügbarkeit
Vergleicht man die Ergebnisse der aktuellen miniKIM-Studie 2023 zur persönlichen Geräte-Verfügbarkeit der Zwei- bis Fünfjährigen mit der letzten Erhebung aus dem Jahr 2020, zeigt sich ein klarer Trend hin zu einem gestiegenen Zugang zu smarten Geräten.
Deutlich zugenommen haben Tablet (+7 PP) und Fernsehgerät/Smart TV (+7 PP), welche jeweils knapp über ein Viertel der befragten Kleinkinder zur persönlichen Verfügung haben. Auch Streaming-Abonnements, Handy/ Smartphone, Sprachassistenten und Kindercomputer haben zugenommen.
Dem allgemeinen Medienwandel folgend an Bedeutung - und damit auch an Verfügbarkeit - abgenommen haben CD-/MP3-/Kassetten-Player (12 %; -4 PP ggü. 2020) sowie Radio/ Radio in Stereo-Anlagen (6 %; -4 PP ggü. 2020).
Persönliche Verfügbarkeit der Kinder an Geräten 2023 – Vergleich 2020
Mediennutzung
Bei der täglichen Mediennutzungszeit der Zwei- bis Fünfjährigen nehmen Portable Musikboxen, wie die Tonie-Box, mit 38 Minuten den größten Anteil ein, dicht gefolgt vom Buch (37 min). Pay-Streamingdienste wie Netflix und Disney+ (23 min), Radio (20 min) und kostenfreie Videoportale wie YouTube (18 min) folgen mit einigem Abstand noch vor dem klassischen Fernsehen (15 min). Die sonstige Internetnutzung (13 min), die Nutzung von Online-Angeboten der TV-Sender (12 min) sowie digitale Spiele (6 min) machen nach Angaben der Haupterziehenden einen eher geringeren Anteil der Mediennutzungsszeit ihrer Kinder aus.
Geschätzte tägliche Nutzungsdauer verschiedener Medien durch Kinder 2023
In den Ergebnissen leicht abweichend zum Ranking der reinen Mediennutzungszeit und daher interessant ist auch ein Blick auf die Medienbindung. Hier gaben 27 Prozent der befragten Haupterziehenden an, ihr Kind könne im “Media Mix” am wenigsten auf (Bilder-)Bücher verzichten. Der Fernseher (19 %) und die Portable Musikbox (15 %) belegten den zweiten und dritten Platz, noch vor Tablet, Smartphone/ Handy und Spielekonsole, die im einstelligen Prozentbereich genannt wurden.
Bewegtbildnutzung
Betrachtet man die Bewegbildnutzung genauer, zeigt sich, dass digitale Optionen im Jahr 2023 durch die Zwei- bis Fünfjährigen bereits häufiger genutzt werden, als das lineare Fernsehen. 59 Prozent der Haupterziehenden geben an, dass ihr Kind mindestens wöchentlich Sendungen via Pay-Streamingangeboten ansieht, bei kostenfreien Videoportalen sind es 51 Prozent. Die klassischen TV-Sender liegen mit ihren Online-Angeboten (45 %) noch vor deren linearem Programm, das 40 Prozent der Kinder wöchentlich nutzen.
Gefragt nach den konkreten angesehenden Sendungen liegen Paw Patrol (33 %) und Peppa Pig/ Wutz (18 %; insb. bei den Zwei- bis Dreijährigen beliebt) klar auf Platz 1. Sendungen wie Feuerwehrmann Sam (7 %), Sandmann/ Sandmännchen (5 %), Sendung mit der Maus/ Die Maus, Tom & Jerry, Bobo Siebenschläfer und Bluey (jeweils 4 %) werden am nächsthäufigsten genannt.
FLIMMO ist ein Elternratgeber für TV, Streaming, YouTube und Kino. Das Angebot des gemeinnützigen Vereins “Programmberatung für Eltern e.V.”, bei dem auch die LFK Mitglied ist - unterstützt Eltern, bei der Fülle an Medien-Angeboten den Überblick zu behalten und altersgerecht auszuwählen. Der Ratgeber greift zudem Fragen rund um Medienerziehung in der Familie auf.
Handy- und Smartphonenutzung
Mittlerweile besitzt fast jedes zehnte Kind zwischen zwei und fünf Jahren ein eigenes Handy oder Smartphone oder hat zumindest freien Zugang dazu, deutlich mehr als im Jahr 2020 (4 %).
Betrachtet man die Nutzung, so geben über die Hälfte (53 %) der Haupterziehenden an, dass ihr Kind “zumindest selten” ein Handy oder Smartphone nutzt, 22 Prozent nutzen es mindestens wöchentlich.
Hinsichtlich der konkreten Aktivitäten auf dem Smartphone spielen dabei das Ansehen eigener Fotos und Videos (25 % tun dies zumindest wöchentlich), Telefonieren und Videotelefonate (24 %), Videos und Sendungen schauen (23 %), Fotos und Videos machen (22 %) und spezielle (Spiele-)Apps für Kinder nutzen (22 %) eine ähnlich große Rolle.
Gefahren im Netz und Medienkompetenz
Neben der Einschätzung der Medienverfügbarkeit und Mediennutzung ihrer Kinder durch die Haupterziehenden ist auch die Frage nach den wahrgenommen Chancen und Risiken einzelner Medienangebote und Dienste Teil der Befragung, ebenso wie Fragen zum Kindermedienschutz und zur Medienbildung.
Chancen und Risiken der Mediennutzung
So stimmen 91 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass das Internet für Kinder viele Gefahren birgt, allerdings wird auch anerkannt, dass Kinder durch Computer/ Laptop und das Internet viel lernen und Neues erfahren können (75 %). Folglich stimmt auch nur ein geringer Teil (19 %) der Befragten der Aussage zu, dass das Kind das Internet ohne Aufsicht nutzen darf/dürfte.
Die Aufgabe, den Kindern den Umgang mit Computern/ Laptops beizubringen, sehen die befragten Haupterziehenden dabei sowohl bei sich selbst (83 %), als auch später bei der Schule (75 %).
87 Prozent sind der Meinung, dass Kinder nur im Internet surfen sollten, wenn auf dem Computer/ Laptop ein Filter- oder Schutzprogramm installiert ist.
Aussagen zu Computer und Internet 2023 - Auswahl, stimme voll und ganz/eher zu
Interessant sind in diesem Zusammenhang die Zustimmungen zu Aussagen in Bezug auf den Einsatz von eben diesen Filterprogrammen.
So antworten 66 Prozent der Befragten, diese nicht zu benötigen, da ihr Kind das Internet nicht allein nutzen darf. Rund die Hälfte (48 %) geben explizit an, keine Filterprogramme zu kennen, 35 Prozent stimmen der Aussage zu, nicht zu wissen, wo sie sich über Filterprogramme informieren können.
Medien-kindersicher.de informiert Eltern über technische Schutzlösungen für die Geräte, Dienste und Apps ihrer Kinder. Das Angebot hält zahlreiche Anleitungen zu Einstellungsmöglichkeiten an Geräten und beliebten Anwendungen bereit. Diese werden in einfachen Schritten vorgestellt, erklärt und eingeordnet. So finden Eltern schnell und unkompliziert genau die Lösungen, die sie für ihre Kinder benötigen – angepasst an Alter, Entwicklungsstand und genutzte Geräte. Neben der LFK sind sechs weitere Landesmedienanstalten, klicksafe sowie das Amt für Soziale Dienste des Fürstentums Liechtenstein am Angebot beteiligt.
Medienkompetenzvermittlung
Bei der Einholung von Informationen zum Thema “Kinder und Medien” allgemein spielt für die Haupterziehenden der Austausch mit anderen Eltern eine herausragende Rolle (60 %), doch auch Betreuungseinrichtungen wie Kindergarten/ Kinderkrippe/ KITA/ Vorschule kommen mit 48 Prozent eine sehr wichtige Bedeutung zu, neben Büchern (31 %), dem Internet (28 %), Bibliotheken/Büchereien (9 %) und Zeitschriften (4 %).
Einholung von Informationen zum Thema „Kinder und Medien“ - Auswahl
Tatsächlich geben immerhin 41 Prozent der befragten Haupterziehenden an, dass Medienerziehung in den Einrichtungen ihrer Kinder “häufig” oder "gelegentlich” angesprochen werden. 33 Prozent sprechen von “selten”, kanpp ein Fünftel sagen “nie”.
Ohrenspitzer.de - ein Angebot der Stiftung MedienKompetenz Forum Südwest (MKFS) von LFK, Medienanstalt Rheinland-Pfalz und SWR - bietet umfangreiche Materialien zur Zuhörförderung. Aktuelle Hörspiele, moderne Technik und maßgeschneiderte Konzepte bringen die Freude am Zuhören in den Kindergarten und die Schule. Zur Website
Die Broschüre "Frühe Kindheit und Medien" gibt Eltern, Erzieherinnen und Erziehern sowie allen Interessierten 10 Antworten auf 10 Fragen zum Medienumgang von Kleinkindern. Zur Broschüre
Über die miniKIM-Studie
Für die miniKIM-Studie 2023 wurden im Zeitraum vom 11. bis 25. September 2023 insgesamt 600 Haupterziehende von Kindern im Alter zwischen zwei und fünf Jahren befragt. Die Informationen wurden in Form eines Online-Interviews anhand eines strukturierten Fragebogens erhoben. Die Daten wurden über die Befragung der Haupterziehenden erhoben. Daher spiegeln die Ergebnisse die Mediennutzung der Kinder aus der Perspektive der Eltern wider.
Themen der miniKIM-Studie sind Basisdaten zur Haushaltsausstattung, zum Medienbesitz der Kinder und die wichtigsten Eckdaten zur Mediennutzung, zum Umgang mit Fernsehen, Büchern, Handy, Computer und Internet sowie die Rolle von digitalen Spielen. Weitere Aspekte sind der Medienumgang der Haupterzieherinnen und Haupterzieher sowie die Rolle von Medien im Kindergarten.
Die miniKIM-Studie wird herausgegeben vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs), der gemeinsam von den Landesmedienanstalten in Baden-Württemberg – der Landesanstalt für Kommunikation (LFK) – und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz sowie vom Südwestrundfunk (SWR) getragen.
Die Studienreihe miniKIM erschien erstmals 2014, zuletzt wurde die Studie 2020 durchgeführt.
Julia Kieninger M.Sc.
Landesanstalt für Kommunikation
Medienkompetenz, Medienforschung, frühkindliche Bildung
E-Mail: j.kieninger@lfk.de