miniKIM-Studie 2020

"Das Buch lebt", "Smartphone auch bei den Kleinsten auf dem Vormarsch", "Streaming ist Alltag bei Kleinkindern" und "Eltern brauchen mehr Infos zum Jugendschutz" - Das sind zentrale Erkenntnisse der aktuellen Studie miniKIM 2020. Diese gibt Auskunft über die Mediennutzung von Kindern im Alter von 2 bis 5 Jahren und ergänzt die Studienreihen KIM und JIM zum Medienverhalten von Kindern und Jugendlichen. Für die aktuelle miniKIM 2020 wurden 600 Haupterzieherinnen und Haupterzieher online befragt.

Ein Kind mit einem Handy

20 % der 2- bis 3-Jährigen nutzen mindestens einmal wöchentlich ein Smartphone.

44 % der Haupterzieherinnen und Haupterzieher kennen keine Jugendschutz-Filtersoftware.

Die Ergebnisse der miniKIM-Studie zeigen zunächst eine hohe Ausstattung digitaler Geräte in den Haushalten der Befragten. 100 % verfügen über einen Internetanschluss, 97 % über ein Handy/ Smartphone und/ oder Fernsehgerät und immerhin 90 % über einen Laptop/ PC.

Auch deren 2- bis 5-jährige Kinder verfügen in bereits knapp 20 % der Fälle über einen Kindercomputer/ Computer oder Laptop speziell für Kinder - ein Wachstum von 10 % gegenüber der Befragung aus 2014. Noch stärker zugenommen hat die Verfügbarkeit eines Tablets oder Fernsehers. Eine geringere Rolle als 2014 spielen - trotz der Popularität sogenannter Tonieboxen - Abspielgeräte von Audio-Dateien.

Geräteverfügbarkeit der Kinder 2020 – Vergleich 2014 Auswahl, Angaben der Haupterzieherinnen und Haupterzieher

Das Balkendiagramm zeigt eine Auswahl der Geräteverfügbarkeit der Kinder für die Jahre 2014 und 2020. Die Ergebnisse sind für die Basis Gesamt aufgeführt (2014 n=476, 2020 n=600). 2014 lag der Anteil der Kinder die Zugang zu einem Kindercomputer/Laptop speziell für Kinder hatten bei 9 %, 2020 bei 19 %. Der Anteil der Kinder die 2014 einen CD-/MP3-/Kassetten-Player oder iPod nutzen konnten lag bei 29 %, 2020 bei 16 %. 2014 konnte ein Prozent der Kinder ein Tablet nutzen, 2020 14 %. Eine feste oder tragbare Spielkonsole nutzen 2014 8 %, 2020 4 % der Kinder, ein Handy/Smartphone 2014 2 % und 2020 4 %, einen DVD-Player 2014 2 % und 2020 3 % und einen Computer/Laptop 2014 2 % und 2020 1 % der Kinder.
Quelle: miniKIM 2020, Angaben in Prozent, Basis: alle Haupterzieherinnen und Haupterzieher *2014 getrennt abgefragt

Eine mögliche Erklärung hierfür ist die zunehmende Popularität des Smartphones - auch als Medienabspielgerät. Obwohl nur 4 % der Kinder ein eigenes Smartphone zur Verfügung haben, spielt dieses bereits im jungen Alter eine Rolle. 20% der 2- bis 3-Jährigen nutzen es mindestens einmal pro Woche.

Handy- und Smartphonenutzung 2020

Das Balkendiagramm zeigt die Nutzungsfrequenz für das Handy/Smartphone (jeden/fast jeden Tag, ein- bis mehrmals pro Woche, seltener und nie) und jeweils den Anteil an allen Kindern sowie den Teilgruppen nach Alter. 7 % der Kinder nutzen das Handy/Smartphone jeden/fast jeden Tag, 11 % ein- bis mehrmals pro Woche, 24 % seltener und 58 % nie. 6 % der Kinder von 2-3 Jahren nutzen das Handy/Smartphone jeden/fast jeden Tag, 14 % ein- bis mehrmals pro Woche, 23 % seltener und 57 % nie. Bei den 4-5-Jährigen nutzen 8 % das Handy/Smartphone jeden/fast jeden Tag, 8 % ein- bis mehrmals pro Woche, 25 % seltener und 59 % nie.
Quelle: miniKIM 2020, Angaben in Prozent, Basis: alle Haupterzieherinnen und Haupterzieher, n=600

Nutzungsverhalten

Gefragt nach der täglichen Nutzungsdauer verschiedener Medien durch ihre Kinder, geben die Haupterzieherinnen und Haupterzieher vor allem das Buch mit 36 Minuten an, gefolgt vom Radio (26 min). Bewegtbildmedien folgen auf den nachfolgenden Rängen. In den Altersgruppen 4-5 Jahre nehmen diese bereits eine zentralere Rolle ein. Dabei sind das klassische Fernsehen (26 min) und Pay-Streamingdiensten (25 min) in der Nutzungsdauer fast gleichauf.

Geschätzte tägliche Nutzungsdauer verschiedener Medien durch die Kinder 2020 in Minuten Angaben der Haupterzieherinnen und Haupterzieher

Das Säulendiagramm zeigt die geschätzte tägliche Nutzungsdauer verschiedener Medien durch die Kinder in Minuten, differenziert nach Alter. Die Kinder beschäftigen sich im Durchschnitt täglich 36 Minuten mit dem Buch (2-3 Jahre 40 Minuten, 4-5 Jahre: 31 Minuten), hören 26 Minuten Radio (2-3 Jahre 26 Minuten, 4-5 Jahre 25 Minuten), sehen 21 Minuten klassisches Fernsehen (2-3 Jahre 16 Minuten, 4-5 Jahre 26 Minuten), nutzen 21 Minuten kostenpflichtige Streamingdienste (2-3 Jahre 16 Minuten, 4-5 Jahre 25 Minuten), 15 Minuten kostenfreie Videoportale (2-3 Jahre 12 Minuten, 4-5 Jahre 18 Minuten), 12 Minuten die Onlineangebote der Fernsehsender (2-3 Jahre 13 Minuten, 4-5 Jahre 11 Minuten), verweden 11 Minuten für die sonstige Internetnutzung (2-3 Jahre 7 Minuten, 4-5 Jahre 15 Minuten) und spielen 6 Minuten digitale Spiele (2-3 Jahre 2 Minuten, 4-5 Jahre 9 Minuten).
Quelle: miniKIM 2020, Angaben in Minuten, Basis: alle Haupterzieherinnen und Haupterzieher, n=600

Wie die nachfolgende Grafik zeigt, nutzen Kinder digitale Medien dabei durchaus auch bereits im jungen Alter "eher allein". Bei Hörspielen/ Hörbüchern/ Podcasts sind es ganze 54 %, bei audiovisuellen Angebeboten wir Pay-Streamingdienstern, Digitalen Spielen, Videoportalen, dem klassischen Fernsehen oder Online-Angeboten der TV-Sender immerhin zwischen 10 % und knapp 20 %.

Mediennutzung 2020: Macht das Kind…

Das Balkendiagramm zeigt verschiedene Mediennutzungsmöglichkeiten die zumindest selten von den Kindern ausgeübt werden und jeweils den Anteil an Kindern, die diese eher alleine, allein und gemeinsam mit den Eltern zu gleichen Teilen, eher mit den Eltern/einem Elternteil oder es nicht wissen bzw. keine Angabe machen. Hörspiele/Hörbücher/Podcasts (n=471) nutzen 54 % eher alleine, 22 % allein und gemeinsam zu gleichen Teilen, 20 % eher mit Eltern/Elternteil, 4 % weiß nicht/keine Angabe. Pay-Streamingdienste (n=398) nutzen 17 % eher allein, 26 % allein und gemeinsam zu gleichen Teilen, 51 % eher mit den Eltern/Elternteil, 6 % weiß nicht/keine Angabe. Digitale Spiele (n=253) nutzen 17 % eher allein, 17 % allein und gemeinsam zu gleichen Teilen, 51 % eher mit Eltern/Elternteil, 15 % weiß nicht/keine Angabe. Sendungen via kostenfreie Videoportale (n=412) nutzen 15 % eher allein, 18 % allein und gemeinsam zu gleichen Teilen, 60 % eher mit Eltern/Elternteil, 8 % weiß nicht/keine Angabe. Sendungen im klassischen Fernsehen (n=404) nutzen 13 % eher allein, 26 % allein und gemeinsam zu gleichen Teilen, 54 % eher mit Eltern/Elternteil, 6 % weiß nicht/keine Angabe. Sendungen via Online-Angebote der TV-Sender (n=315) nutzen 10 % eher allein, 25 % allein und gemeinsam zu gleichen Teilen, 57 % eher mit Eltern/Elternteil, 8 % weiß nicht/keine Angabe. Radio (n=417) nutzen 8 % eher allein, 23 % allein und gemeinsam zu gleichen Teilen, 62 % eher mit Eltern/Elternteil, 7 % weiß nicht/keine Angabe. Bücher (n=592) nutzen 5 % eher allein, 36 % allein und gemeinsam zu gleichen Teilen, 57 % eher mit Eltern/Elternteil, 2 % weiß nicht/keine Angabe.
Quelle: miniKIM 2020, Angaben in Prozent, Basis: Haupterziehende; wenn Tätigkeit zumindest gelegentlich ausgeübt wird

Diese Erkenntnis gewinnt an Relevanz, wenn man die Nutzungshäufigkeit audiovisueller Angebote näher betrachtet. Knapp 50 % nutzen Sendungen via Pay-Streamingdiensten und lineares Fernsehen mindestens 1-2 mal pro Woche, auch Sendungen via kostenfreie Videoportale (38 %) und Onlineangebote der TV-Sender (29 %) sind beliebt.

Bewegtbildnutzung 2020: Nutzt das Kind…

Das Balkendiagramm zeigt die Nutzungsfrequenz für die verschiedenen Bewegtbildangebote (jeden/fast jeden Tag, ein- bis mehrmals pro Woche, seltener und nie) und jeweils den Anteil an allen Kindern. 18 % der Kinder nutzen Pay-Streamingdienste jeden/fast jeden Tag, 28 % ein- bis mehrmals pro Woche, 20 % seltener und 34 % nie. 17 % der Kinder nutzen das lineare Fernsehen jeden/fast jeden Tag, 28 % ein- bis mehrmals pro Woche, 22 % seltener und 33 % nie. 12 % der Kinder nutzen kostenfreie Videoportale jeden/fast jeden Tag, 26 % ein- bis mehrmals pro Woche, 30 % seltener und 31 % nie. 9 % der Kinder nutzen die Onlineangebote der Fernsehsender jeden/fast jeden Tag, 20 % ein- bis mehrmals pro Woche, 23 % seltener und 48 % nie.
Quelle: miniKIM 2020, Angaben in Prozent, Basis: alle Haupterzieherinnen und Haupterzieher, n=600

Jugendschutz

Interessante Ergebnisse liefert die minKIM-Studie 2020 vor diesem Hintergrund auch im Hinblick auf Kinder- und Jugendschutzeinstellungen. So erkennen knapp zwei Drittel der Befragen Gefahren, die das Internet für ihre Kinder bietet und sind auch der Meinung, dass Kinder nur im Internet surfen sollten, wenn ein entsprechendes Filter- oder Schutzprogramm installiert ist.

Aussagen zu Computer und Internet 2020 stimme voll und ganz/eher zu, Angaben der Haupterzieherinnen und Haupterzieher

Das Balkendiagramm zeigt verschiedene Aussagen zu Computer und Internet und jeweils den Anteil an Haupterzieherinnen und Haupterzieher, die diesen voll und ganz oder eher zugestimmt haben. 62 % stimmen voll und ganz zu, dass das Internet für Kinder viele Gefahren birgt, 29 % stimmen eher zu. 61 % stimmen voll und ganz zu, dass Kinder nur im Internet surfen sollten, wenn auf dem Computer/Laptop ein Filter- oder Schutzprogramm installiert ist, 30 % stimmen eher zu. 33 % stimmen voll und ganz zu, dass Kindern der Umgang mit Computern/Laptops und Internet beizubringen, Aufgabe der Eltern ist, 48 % stimmen eher zu. 25 % stimmen voll und ganz zu. Dass Kindern der Umgang mit Computer/Laptop und Internet in der Schule beigebracht werden sollte, 49 % stimmen eher zu. 18 % stimmen voll und ganz zu, dass Kinder durch Computer/Laptop und Internet viel Neues erfahren können. 7 % stimmen voll und ganz zu, dass Kinder so früh wie möglich an Computer/Laptop gewöhnt werden sollten, 25 % stimmen eher zu. 1 % stimmt voll und ganz zu, dass ihr Kind das Internet auch ohne Aufsicht nutzen darf/dürfte, 10 % stimmen eher zu.
Quelle: miniKIM 2020, Angaben in Prozent, Basis: alle Haupterzieherinnen und Haupterzieher, n=600

Gleichzetig geben jedoch 44 % an, keine Filterprogramme zu kennen, nicht zu wissen, wo sie sich über diese informieren können (28 %) oder wollen sich nicht ganz darauf verlassen (27 %).

Hier setzt die LFK an und bietet Unterstützung beim technischen Kinder- und Jugendmedienschutz und bei der Förderung von Medienkompetenz. Mit dem neuen Angebot www.medien-kindersicher.de helfen wir beispielsweise Eltern, die von Kindern genutzten Geräte und Dienste altersgerecht zu konfigurieren.

Weitere Ergebnisse & Studie zum Herunterladen

Der gesamte Studienbericht der miniKIM 2020 steht Ihnen zum Herunterladen zur Verfügung. Alle Ausgaben der miniKIM-Studie sind zudem als PDF auf www.mpfs.de abrufbar.

miniKIM-Studie 2020 zum Download (PDF)

Über die Studie

Die miniKIM-Studie wurde zuletzt im Jahr 2014 durchgeführt. Für die miniKIM-Studie 2020 wurden im Zeitraum vom 31. August bis 24. September 2020 insgesamt 600 Haupterzieherinnen und Haupterzieher von Kindern im Alter zwischen 2 und 5 Jahren befragt. Feldarbeit und Datenprüfung lagen bei der mindline media GmbH, Berlin. Die Informationen wurden in Form eines Online-Interviews anhand eines strukturierten Fragebogens erhoben. Unter anderem aufgrund eines Methodenwechsels sind die Ergebnisse nur bedingt mit den Vorstudien vergleichbar. Die Daten wurden über die Befragung der Haupterzieherinnen und Haupterzieher erhoben, dies sind in der Mehrzahl die Mütter. Daher spiegeln die Ergebnisse die Mediennutzung der Kinder aus der Perspektive der Eltern wider.

Themen der miniKIM-Studie sind Basisdaten zur Haushaltsausstattung, zum Medienbesitz der Kinder und die wichtigsten Eckdaten zur Mediennutzung, zum Umgang mit Fernsehen, Büchern, Handy, Computer und Internet sowie die Rolle von digitalen Spielen. Weitere Aspekte sind der Medienumgang der Haupterzieherinnen und Haupterzieher sowie die Rolle von Medien im Kindergarten. Auch die Sondersituation der Pandemie wurde abgefragt und dokumentiert.

Die miniKIM-Studie wird herausgegeben vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs), der gemeinsam von den Landesmedienanstalten in Baden-Württemberg – der Landesanstalt für Kommunikation (LFK) – und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz getragen wird. Die Durchführung der Studien erfolgt in Kooperation mit dem Südwestrundfunk (SWR).

Kontakt

Thomas Rathgeb
Landesanstalt für Kommunikation
Leiter Abteilung Medienkompetenz, Jugendschutz und Forschung
Tel.: 0711 66991-52
E-Mail: t.rathgeb@lfk.de

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