Gemeinsame Pressemitteilung • 23.09.2024

Medien Triennale Südwest 2024: Umfassende Bestandsaufnahme zum Einsatz von KI im Journalismus und Diskussion über die Ausgestaltung rechtlicher Leitplanken

Der Einsatz KI im Journalismus hat das Potenzial, sich auf die demokratische Meinungs- und Willensbildung auszuwirken. Die daraus resultierenden Fragen zu den Chancen und Grenzen von KI in den Medien wurden in Stuttgart ausführlich erörtert

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Copyright: LFK - Steffen Schmid

Rund 200 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und der Medienbranche haben am Freitag, 20. September 2024 bei der 3. Medien Triennale Südwest über die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz (KI) auf die Medienbranche und die Gesellschaft diskutiert. Die Veranstaltung, organisiert von der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), der Landesmedienanstalt Saarland (LMS) und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz, bot eine Plattform für tiefgehenden Austausch über Best-Practice-Beispiele, rechtliche Rahmenbedingungen und ethische Standards beim Einsatz von KI.

Die Keynote von Prof. Christof Seeger, Studiendekan Crossmedia Publishing & Management an der Hochschule der Medien Stuttgart, zeigte anhand aktueller Forschungsergebnisse, dass die GenZ KI-generierten Medieninhalten mit einem gesunden Misstrauen begegnet und etablierten Medienmarken tendenziell mehr Vertrauen schenkt.

In der anschließenden Podiumsrunde diskutierten Dr. Anna Christmann MdB, Lajla Fetic vom appliedAI Institute for Europe, Dr. Eva Flecken, Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM), Reinhard Karger vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und Elena Riedlinger, Datenjournalistin beim WDR, über die Notwendigkeit gesetzgeberischer Impulse für mehr Rechtssicherheit beim Einsatz von KI im Journalismus. Dabei bestand Einigkeit, dass Nachrichtenkompetenz in einer zunehmend von synthetischen Inhalten geprägten Medienwelt eine enorme Bedeutung zukommt. 

Am Nachmittag wurden zunächst in der Keynote von Prof. Dr. Irene Bertschek vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim die wirtschaftlichen Potenziale und Herausforderungen des KI-Standorts Deutschland beleuchtet. Lajla Fetic betonte anschließend in ihrem Vortrag die Notwendigkeit eines einheitlichen werteorientierten KI-Ökosystems in Europa. Zudem stellte Ramak Molavi Vasse'i, Rechtsanwältin für digitale Rechte, verschiedene Möglichkeiten der Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten vor. 

In einer Reihe von Best-Practice-Beispielen zeigten Branchenexpertinnen und -experten anschließend, wie KI schon heute erfolgreich in der Medienproduktion und -distribution eingesetzt wird:

  • Johannes Ott, Geschäftsführer von Radio Gong 96.3, präsentierte den „RadioADMaker“ und erklärte, wie KI schon heute die Buchung von Radiowerbung verändert.
  • Nadine Lahn, Wissenschaftskommunikatorin im Projekt „KI-Studios“ an der Universität Stuttgart und dem Fraunhofer IAO, gab Einblicke, wie KI „zum Anfassen“ gestaltet werden kann, um Hemmschwellen in Unternehmen zu senken. 
  • Johannes Sommer, CEO von Retresco, zeigte anhand mehrerer Beispiele, wie generative KI bereits heute erfolgreich in redaktionellen Workflows eingesetzt wird. 
  • Dr. Markus Gottschling vom RHET AI Center der Universität Tübingen veranschaulichte, wie entscheidend die rhetorische Kompetenz im Umgang mit KI-Tools ist. 
  • Till Simoleit, Programmleiter bei bigFM, und Moritz Spitz, KI-Projektvolontär bei bigFM, stellten den KI-betriebenen Radio Sender „bigGPT“ vor.

Neben den spannenden Vorträgen bot der Marktplatz den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich direkt über die neuesten Entwicklungen und Angebote im Bereich der KI zu informieren. Vertreten waren: Cyber Valley, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), funk, Hochschule der Medien Stuttgart - Humanoid Lab (Institute for Applied AI), KI-Campus - Die Lernplattform für Künstliche Intelligenz, Landesmedienanstalt Saarland (LMS), Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), Medienanstalt Rheinland-Pfalz, Erlebniswerkstätten KI-Studios, RHET AI Center und .VIDEO.TAXI by TV1.

Ruth Meyer, Direktorin der Landesmedienanstalt Saarland (LMS), hob die enorme Dynamik in der Entwicklung von KI-Anwendungen hervor: „Es freut mich sehr, dass wir die rasante Entwicklung beim Einsatz von KI in den Medien in den letzten drei Jahren mit der Triennale eng begleiten konnten. Als die erste Ausgabe der Triennale 2022 in Saarbrücken stattfand, existierte ChatGPT noch gar nicht. Heute werden bereits viele Angebote KI-unterstützt erstellt und verteilt und bald wird dies für fast alle Angebote gelten. Diese Potenzierung der algorithmischen Beeinflussung fordert uns als Medienregulierer vor allem in Anbetracht gezielter Desinformation, der wohl größten Bedrohung unserer demokratischen Gesellschaft. Daher bleibt der interdisziplinäre Austausch über das Zusammenspiel von KI und Medien bedeutsam.“

Dr. Marc Jan Eumann, Direktor der Medienanstalt Rheinland-Pfalz, betonte: „KI macht vieles leichter, auch im Journalismus. Zugleich birgt KI erhebliche Risiken für Gesellschaft und die Demokratie. Wenige Klicks reichen, um ein gefälschtes Video mit Hilfe von KI-Tools zu erstellen und durch Social Bots massenhaft im Netz zu teilen. Deshalb stärken wir als Medienanstalt Rheinland-Pfalz Bürger*innen im Umgang mit Medien und schützen sie vor Desinformation. So wird Medienkompetenz zur Demokratiekompetenz."

Dr. Wolfgang Kreißig, Präsident der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), blickte auf einen erfolgreichen Veranstaltungstag zurück: „Die heutigen Diskussionen und Impulse zeigen eindrucksvoll, dass wir mit dieser Veranstaltung und den Themensetzungen genau richtig lagen. KI spielt bereits eine wichtige Rolle im Alltag vieler Nachrichtenredaktionen. Um noch mehr ins ´Doing´ zu kommen, gilt es bestehende Hemmnisse konsequent abzubauen. Deshalb braucht es jetzt vor allem den weiteren Aufbau von KI-Kompetenz sowie Kooperationen und Vernetzung der unterschiedlicher Player aus Wissenschaft, Forschung, KI-Start-ups und der Medienbranche sowie einen klaren Rechtsrahmen und interne Leitlinien in den Medienhäusern, um die verantwortungsvolle Nutzung von KI-Technologien zu ermöglichen und journalistische Qualitätsstandards zu wahren.“

Weitere Informationen zur Veranstaltung sowie Fotos finden Sie auf der Website der LFK.

Die LFK ist die Medienanstalt für Baden-Württemberg. Sie lizenziert und beaufsichtigt den privaten Rundfunk und fördert eine vielfältige Medienlandschaft. Zudem reguliert die LFK digitale Medienplattformen, Benutzeroberflächen und Medienintermediäre zur Sicherung von Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt. Die LFK ist außerdem zuständig für den Jugendmedienschutz und die Vermittlung von Medienkompetenz. Hierzu engagiert sie sich in zahlreichen Projekten und bietet Aus- und Fortbildungsmaßnahmen an.

Die Veranstaltungsreihe „Medien Triennale Südwest“ schafft Diskurs, Wissenstransfer und Sichtbarkeit für medienpolitische und gesellschaftliche Themen. Die Veranstaltung ist als Tagesveranstaltung geplant mit einem Marktplatz sowie unterschiedlichen Gesprächsrunden und Vorträgen. Sie wird gemeinsam ausgerichtet von der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), der Landesmedienanstalt Saarland (LMS) und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz.

Kontakt

Dominik Rudolph
Landesanstalt für Kommunikation
Pressesprecher
E-Mail: presse@lfk.de