JIM-plus 2022
Auf dieser Seite sind die wichtigsten Ergebnisse der Studie „JIMplus 2022“ zusammengefasst, die ergänzend zur regulären JIM-Studie Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren nach ihrer Wahrnehmung von Fake News und Hatespeech befragt.
Drei Viertel der Jugendlichen nehmen Hatespeech online zumindest selten wahr.
80 % der Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben zumindest gelegentlich Fake News im Internet wahrgenommen.
Ein Drittel der Jugendlichen postet seine Meinung zumindest teilweise nicht mehr öffentlich aus Angst vor negativen Reaktionen.
Für die „JIMplus Fake News und Hatespeech“ wurde unter anderem den Fragen nachgegangen, was Jugendliche unter Fake News und Hatespeech verstehen, auf welchen Plattformen sie damit konfrontiert werden und wie sie mit diesen Phänomenen umgehen.
Zunächst zeigt die Studie, dass Gespräche mit der eigenen Peergroup der Hauptweg sind, auf dem Jugendliche zufällig und ohne gezielte Suche auf neue Informationen stoßen. Algorithmusgesteuerte Vorschläge im Internet (z.B. auf YouTube, TikTok oder Instagram) spielen hierbei ebenfalls eine sehr große Rolle und stehen noch vor "klassischen Medien" wie Radio oder Fernsehen.
Wege der zufälligen Information
Fake News
Im digitalen Raum kommen viele Jugendliche regelmäßig mit Falschinformationen in Berührung. 18 % der Befragten gaben an, sehr häufig Fake News im Internet wahrzunehmen, 44 % stoßen gelegentlich auf Fake News im Netz und 18 % selten. Lediglich 6 % der befragten Jugendlichen wurde noch nie mit Fake News konfrontiert.
Fake News Wahrnehmung im Internet
Die Top 5 Fake News-Themen, die von Jugendlichen zumindest gelegentlich im Internet wahrgenommen werden sind die Corona-Pandemie (74 %), Personen des öffentlichen Lebens (67 %), Politik (56 %), die sogenannte Lügenpresse (55 %) und der Krieg in der Ukraine (52 %). Diese Vielfalt an Falschinformationen unterstreicht einmal mehr die große Verantwortung, die Social-Media-Angeboten - auch jenseits der reinen Interaktion und Kommunikation - zukommt und gleichzeitig die Notwendigkeit effektiver Regulierungsmechanismen sogenannter Medienintermediäre.
Fake News – Wie werden sie überprüft?
Die zwei wichtigsten Wege zum Überprüfen einer zweifelhaften Nachricht sind das Suchen nach anderen Quellen (59 %) und das Fragen der Eltern, ob die Information wahr ist (49 %). Aber auch komplexere Mechanismen wie die Kontrolle des Impressums (18 %) und die Möglichkeit der Verifizierung durch eine umgekehrte Bildersuche bei Google (14 %) sind den Jugendlichen bekannt.
Hatespeech
Drei Viertel der Jugendlichen nehmen Hatespeech online mindestens selten wahr. Die Wahrnehmung ist mit 67 % am geringsten bei den 12- bis 13-Jährigen, mit 87 % am höchsten bei den 17- bis 19-Jährigen.
Am häufigsten begegneten die befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen Hatespeech in Kommentarspalten im Internet (90 %), gefolgt von hasserfüllten Posts auf Social-Media oder anderen Websiten (86 %) und Gruppen- oder Klassenchats bzw. privaten Nachrichten (78 %).
Hatespeech – Plattform
Hatespeech wird vor allem auf den vier wichtigsten Apps der Jugendlichen und jungen Erwachsenen wahrgenommen: TikTok, Instagram, YouTube und WhatsApp. Im Geschelchtervergleich kommen Mädchen häufiger auf Instagram und TikTok mit Hatespeech in Kontakt, wohingegen Jungen Hassbotschaften häufiger auf Twitter, Discord und Twitch begegnen.
Hatespeech – Reaktionen
Interessant ist hier, dass trotz des hohen Bedürfnises eingreifen zu wollen, die wenigsten Jugendlichen aktiv auf Hatespeech reagieren und Hassbotschaften in den meisten Fällen einfach ignorieren. Am ehesten verarbeiten die Jugendlichen Hatespeech durch den direkten Kontakt und Austausch mit Personen aus dem eigenen Umfeld.
Allerdings ziehen 34 % der befragten Jugendlichen aus der Zunahme an Hatespeech im Internet für sich die Konsequenz, dass sie ihre eigene Meinung aus Angst vor negativen Reaktionen nicht mehr öffentlich posten.
Über die „JIMplus Fake News und Hatespeech“
Für die „JIMplus Fake News und Hatespeech“, eine Zusatzstudie zur Studienreihe Jugend, Information, Medien (JIM), die am 22.07.2022 veröffentlicht wurde, wurden in einem ersten, qualitativen Schritt 36 Jugendliche von 14 bis 19 Jahren anhand von Tagebüchern und Online-Fokusgruppen befragt. Hierbei stand im Vordergrund, das Verständnis der Begriffe zu klären und persönliche Erfahrungen abzufragen.
In einem zweiten, quantitativen Schritt wurde vom 8. bis 17. Juni 2022 eine repräsentative Online-Befragung mit 1.060 Zwölf- bis 19- Jährigen in ganz Deutschland durchgeführt. Ziel war die Erfassung individueller Wege zur Informationsbeschaffung sowie die Wahrnehmung und der Umgang mit Fake News und Hatespeech im Netz.
Die Studienreihe JIM (Jugend, Information, Medien) wird vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs) seit 1998 jährlich in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR) durchgeführt. Die repräsentative Studie bildet das Medienverhalten der Jugendlichen in Deutschland ab. Alle Ausgaben der JIM-Studie von 1998 bis 2021 sind als PDF auf www.mpfs.de abrufbar. Der mpfs ist eine Kooperation der LFK und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz.
LFK mit zahlreichen Medienkompetenz-Angeboten für Jugendliche
Die LFK begleitet mit dem Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs) die Entwicklung der Mediennutzung von Jugendlichen mit der JIM-Studie, aber auch vergleichbaren Studienreihen bei (Klein-)Kindern und Familien, bereits seit vielen Jahren. Die aus den Studien gewonnenen Ergebnisse sind Grundlage der Entwicklung zahlreicher Medienkompetenzprojekte für Kinder, Jugendliche und deren Eltern in Baden-Württeberg und darüber hinaus.
So bieten wir beispielsweise mit Handysektor eine Plattform mit Tipps und Tricks im Umgang mit Sozialen Medien für Jugendliche an. Das Angebot reicht dabei von Erklärung der AGBs einzelner Sozialer Netzwerke, über den richtigen Umgang mit Fake News und Hate Speech bis hin zur Erklärung der Funktionsweise einzelner Apps.
Eltern können sich beispielsweise über unsere gemeinsam mit den Medienanstalten Bremen (brema) und Mecklenburg-Vorpommern (MMV) realisierte Angebot medien-kindersicher über die richtige Konfigurierung der Jugendschutzeinstellungen von Diensten oder Endgeräten ihrer Kinder informieren.
Yvonne Gerigk
Landesanstalt für Kommunikation
Medienforschung; Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs)
Tel.: 0711 66991-51
E-Mail: y.gerigk@lfk.de